Hospital in Cinkassé geplant.
2.v.l. Frau Prof. Braun, 3.v.l. Herr BraunDas Greifswalder Unternehmerehepaar Prof. Dr. med. Dagmar Braun und Dipl. Kfm. Norbert Braun wollen in der Savannenregion den Bau und die Einrichtung einer Gesundheitseinrichtung finanzieren. Dazu fanden mit dem Vorstandsvorsitzender von IT Village und dem Vorstand von DAZ mehrere Gespräche statt. Durch einen togoischen Arzt, einen Soziologen und den Leiter des BONITA-Hauses wurde eine Bestandsaufnahme zum Gesundheitswesen in der Savannenregion erstellt. Das Ehepaar Braun reiste Anfang Januar 2016 in die Savannenregion. Das Ergebnis ist, dass in der Grenzstadt nach Burkina Faso Cinkassé ein Hospital gebaut werden soll. Das Hospital soll anfangs Gynäkologie, Pädiatrie und Inneres umfassen. Wenn das alles funktioniert, soll es um Chirurgie ergänzt werden. Ein vergleichbares Krankenhaus in Leo/Burkina Faso, von deutschen Ärzten errichtet mit primär Chirurgie und Urologie und etwas Geburtshilfe incl. Kaiserschnitt hat ca. 500 T€ gekostet für Bau und Einrichtung. Einiges an Geräten und Verbrauchsmaterial wurde und wird dort aber aus Deutschland gespendet.
Bei Gesprächen mit dem traditionellen Chief und dem Präfekten der Region Cinkassé wurde das Vorhaben sehr begrüßt. Die Region hat rund 90.000 Einwohner. Der traditionelle Chief der Gemeinde hat zugesagt, sich dafür einzusetzen, dass für das Hospital von der Gemeinde ein Grundstück kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Auch soll die Kommune den notwendigen Lehm für den Bau der Gebäude kostenlos einbringen. Denn der Bau soll nach den Entwürfen von Architekt Francis Kéré entstehen, so wie schon andere Bauten bei IT Village, d.h. für die Ziegel wird Lehm benötigt.
Das Ehepaar Braun möchte später in Deutschland Ärzte für karitative Aufenthalte für Behandlungen und Operationen im Hospital gewinnen.
Als erstes soll ein Projektmanager eingestellt werden. Er sollte ein BWL- Studium absolviert und idealerweise bereits Projekte im Gesundheitswesen durchgezogen haben oder er sollte Arzt sein mit Aufbaustudium Krankenhaus BWL. Er muss möglichst aus Togo, mindestens aber aus dem frankophonen Afrika. Er wird bei IT Village angestellt und von Ehepaar Braun finanziert. Er soll einen Business-Plan erstellen und nach Abstimmung dann umsetzen.
Insgesamt wollen das Ehepaar Braun für dieses Projekt in den nächsten fünf Jahren 1 Mio. € spenden.
Frau Prof. Dr. med. Dagmar Braun berichtet über die Reise (Auszug):
Anreise:
Die Anreise nach Ouagadougou war problemlos.
Tag 1:
Am nächsten Tag dann die erste Besichtigung: wir waren 2 Stunden südwestlich von Ouagadougou morgens um 8 Uhr mit dem von der DAZ favorisierten Architekten verabredet (Francis Kéré). D.h. um 5.30 Uhr aufstehen .... „Das ist gar nicht meine Zeit“, dachte ich mir ......
Aber als wir um 8 Uhr zum Treffpunkt kamen, staunten wir allerdings nicht schlecht: wir standen vor einem sehr schönen kleinen Krankenhaus, das er vor 2 Jahren gebaut hatte. Wir wurden von ihm in nahezu akzentfreiem Deutsch begrüßt - er hatte wie Etienne auch in Deutschland studiert. Dann wurden wir dem Initiator und Betreiber des Krankenhauses vorgestellt: Prof. Rumstadt von der Chirurgie der Uni Freiburg. Er war - gemeinsam mit seiner Frau und einem 5köpfigen Ärzteteam - gerade für 2 Wochen aus Deutschland angereist, um kostenlos Patienten zu operieren, denen sonst vor Ort niemand helfen konnte. Parallel war noch ein weiteres Arzt-Ehepaar aus Mannheim vor Ort, die eine Krankenstation eine weitere Autostunde westlich betreuen. So standen wir nun mitten in Afrika - und haben uns prächtig auf deutsch unterhalten. Staunend haben wir dann besichtigt, was der Prof. in den letzten 2 Jahren mit Spendengeldern und viel eigenem ehrenamtlichen Einsatz auf die Beine gestellt hatte. Der uns als Berater begleitende Arzt aus dem Krankenhaus Dapaong (Guillaume) staunte und war beeindruckt. Die ökologische Bauweise des Architekten und das eingesetzte Material waren äußerst zweckmäßig und sahen auch nach 2 Jahren aus wie neu. Auch energetisch (Solaranlage) und wassertechnisch (Zisternen für Regenwasser, biologische Kläranlage) war alles ökologisch sinnvoll durchdacht. Guillaume hat sich alles mit großen Augen angeschaut, das war für ihn hochinteressant! Da können wir sicherlich einiges für unser Krankenhaus-Projekt kollegial "abkupfern".
Nach einer kurzen Besichtigung des lokalen staatlichen Krankenhauses von außen - von innen war es ohne Voranmeldung und viel örtliche Bürokratie nicht möglich - hatten wir weitere Eindrücke: das Krankenhaus bestand aus ca. 8 kleineren ebenerdigen Gebäuden, es war viel größer als das private vorher, aber es lag dort leider auch viel Müll zwischen den einzelnen Gebäuden. Dann ging es zurück nach Ouagadougou, wo Etienne früher 1,5 Jahre gelebt hat. Er hat dann eine kleine Stadtrundfahrt mit uns gemacht und die wichtigsten Teile gezeigt: das abgebrannte Parlament vom letzten Putschversuch
und das neue Regierungsviertel mit einem riesigen Präsidentenpalast (größer als das Schweriner Schloss!), den Botschaften und tollen Villen - alles in den letzten Jahren neu aus dem Boden gestampft.
Am Ende ging es in ein Künstlerviertel, wo ich dann Souvenirs (Salatbestecke aus Holz und Horn, bestickte Tischdecke) kaufen konnte, ein interessantes Angebot an Kunsthandwerk zu für uns sehr günstigen Preisen.
Tag 2:
Der Tag begann mit einer 5stündigen Autofahrt durch Burkina Faso nach Cinkassé, wo die Grenze nach
Togo verläuft. Die Straßen waren zum großen Teil asphaltiert, und da in dem flachen Gelände auf den geraden Straßen wenig Autoverkehr ist (dafür in der Nähe von Städten und Dörfern umso mehr Mofas), kann man die wenigen Autos oder Laster gut überholen und kommt einigermaßen schnell mit durchschnittlich ca. 80 km/h vorwärts! Zu beachten sind aber Schweine, Schafe und Perlhühner, die auch frei an und auf der Fahrbahn herumlaufen. Auf den letzten 160 km vor der Grenze gab es viele Baustellen und es ging langsamer vorwärts. Burkina Faso ist in der Trockenzeit ausgedörrt, überall der Staub der roten Erde .... vereinzelte Bäume oder Sträucher und dazwischen einfachste Hütten-Gruppen aus Lehm mit Strohdach, die im Kreis stehen (jeweils eine Familie, ein Mann mit mehreren Frauen und deren Kindern) .......... An der Grenze nach Togo gab es keine Schlange, aber es war alles sehr bürokratisch, wir brauchten Stempel von 3 verschiedenen Stellen, das hat dann doch eine halbe Stunde gekostet ..... Dann ging es die restlichen 30 km auf gut ausgebauter Straße nach Dapaong.
Nach kurzem Einchecken ins Hotel führte uns Guillaume in "sein" Krankenhaus, das recht nahe an unserem Hotel lag. Der stellvertretende Verwaltungschef hat uns empfangen, und dann wurden wir sehr freundlich und ausführlich herumgeführt. Da Spanier hier schon einmal eine Abteilung für die Augenheilkunde gestiftet haben, erhoffte man sich Ähnliches durch uns ...... Das Krankenhaus ist sehr weitläufig, da die Kranken von Angehörigen betreut werden, die dann vor Ort teilweise auch kochen, ist es ein quirliges buntes Treiben, insbesondere vor den 10-Bett-Zimmern. Medizinisch sind mit der Geburtsstation (incl. OP-Raum für Kaiserschnitte), Chirurgie, Allgemeinmedizin, HNO und Augenheilkunde die meisten wichtigen medizinischen Fachrichtungen vertreten.
Tag 3:
Gleich am Morgen besichtigten wir das BONITA-Haus, die Fortbildungsstätte (teilweise Universität) von IT-Village. ..........
Danach ging es nach Cinkassé zum "Chief" der Stadt (er wurde mit "Majestät" angesprochen)....! Ein alter Mann, der nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt ist, aber der sehr großen Einfluss hat und dem die halbe Stadt gehört. Er hat sich die Pläne für unser Projekt angehört und zugesagt, in seinen Gremien dafür zu werben, dass wir das Grundstück für das Krankenhaus von der Gemeinde in Erbbaupacht zur Verfügung gestellt bekommen. Etienne wird hier engmaschig am Ball bleiben.
Danach haben wir uns die lokale Krankenstation angesehen. Der einzige Arzt für über 80 000 Einwohner ist aufgrund von Verwaltungsaufgaben meistens nicht da - die Station wird von 2 Arzthelfern geleitet, die Geburtsstation (ohne Möglichkeit für Kaiserschnitte) von 2 Hebammen.
Über den Aufenthalt von Ehepaar Braun berichtete die Zeitung L’ALTERNATIVE aus Lome ausführlich.